Monday, 21 January 2013

Glaube an die magische Wirkung der Bilder...

Christian Saehrendts Artikel über die Sammlung Prinzhorn
in Neue Züricher Zeitung (21.01.2013)

Blick durch ein Bullauge auf diese andere Welt, in der die Betrachter stehen – Else Blankenhorn: «Ohne Titel», Öl auf Fotopapier, undatiert.
ELSE BLANKENHORN "Ohne Titel", Öl auf Fotopapier, (Bild: Sammlung Prinzhorn)

Krankheit adelt die Kunst – eine Vorstellung, die auf die Romantik zurückgeht, in der das Genie am Rande des Wahnsinns lokalisiert wurde. Die im Uniklinikum Heidelberg beheimatete und weltweit einzigartige Sammlung von Kunstwerken aus der Hand von Psychiatriepatienten fasziniert Künstler seit den 1920er Jahren. 
Die Bildnerei von Geisteskranken – heute neutraler bezeichnet als die Kunst von Psychose- oder Psychiatrieerfahrenen – hat Künstler immer wieder fasziniert und beeinflusst. Auslöser dieser Faszination ist die ungeheure Intensität und existenzielle Dringlichkeit, die aus manchen Werken von Psychiatriepatienten hervorleuchtet. Aus ihnen scheint der pure Überlebenskampf von Menschen, die sich in einer schweren Krise befinden. Ihr Kunstschaffen ist der Versuch – oftmals mit limitierten, ungelenk und naiv wirkenden gestalterischen Mitteln –, ihre aus den Fugen geratene Welt zu erklären und sich auf diese Weise selbst zu stabilisieren. Der heutige Betrachter spürt noch den enormen Druck, unter dem die Patienten standen, er spürt ihren Glauben an die magische Wirkung der Bilder. So meinte beispielsweise Vanda Viera-Schmidt, sie müsse jeden Tag eine Zeichnung machen, dürfe niemals aussetzen, denn nur so könne der Weltfrieden bewahrt werden. Ist das nicht ein Glaubensbekenntnis an die Kunst, wie man es im professionellen Kunstbetrieb schon lange nicht mehr abzulegen wagt?

Lesen Sie den vollständigen Artikel hier!
www.nzz.ch
prinzhorn.ukl-hd.de

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