Thursday, 30 January 2014

VORTRAG "Martina Kubelk - A Life in Days" /// GALERIE SUSANNE ZANDER

Martina Kubelk, untitled, polaroid 10,5 x 10,5 cm, 1988-1995, Courtesy Delmes & Zander / Galerie Susanne Zander

HERZLICHE EINLADUNG

zum Vortrag von Philipp do Brito (M.A.):
"Martina Kubelk - A Life in Days" 

Freitag 7. Februar um 19Uhr

„To be free one must give up a little part of oneself“, so beschreibt die Rock 'n' Roll-Drag-Queen Hedwig alias Hänsel im gleichnamigen Off-Broadway Musical „Hedwig and the Angry Inch“ die eigene Verwandlung in ihr geschlechtliches Alter Ego. Eine identitäre Verwandlung, die – ohne, dass die beiden sich jemals begegneten – auch für Martina Kubelk zutrifft und deren wörtlich zu interpretierende „little parts“ sie in ihrem im Geheimen geschaffenen Fotoalbum auf beinahe 400 Polaroids zusammengetragen hat.
99 Seiten gefüllt mit jeweils vier Sofortbildaufnahmen zentriert um eine Datumsangabe, die klein und markant aus einem geprägten Plastikstreifen auf beinahe jeder Seite hervortritt und das Gesehene datiert. Abgebildet ist immer SIE - Martina Kubelk. Eine fiktive, ja inszenierte Identität, die ähnlich dem Aufbau des Fotoalbums aus vielen einzelnen Facetten zusammengesetzt scheint. Martina sammelt diese Fragmente ihrer selbst, gruppiert sie und fügt sie in zeitlich legitimierte Sinnzusammenhänge, deren Datumsaufkleber an die reduzierte Ästhetik der konzeptuellen Werke On Kawaras erinnern und das Gezeigte mit Momenten außerhalb der fotografischen Realität verschränken.
Realität trifft Archiv und Martina steht dazwischen. Angeordnet in seriell wirkenden Gruppierungen mit immer wieder neuen Variationen von Kleidung, Pose und vor wechselndem Interieur. Ihre Inszenierungen vor der Polaroidkamera scheinen wie sie selbst vieles zu sein und werden durch die Transformation des Körpers erst wirksam. Kleidung und Perücke, selbst Schminke alles steht im Dienst der einen Identität - MARTINA. Sie ist sexy, festlich, chic oder markant mit einem Gesicht wie die späte Diana Vreeland wird sie zu Model und Editorin ihrer selbst und bettet sich in die Riege künstlerischer Untersuchungen von Gender, Sexualität und performativer Identität. Die frühen fotografischen Selbstbefragungen einer Claude Cahun, surreale Obsessionen Pierre Moliniers, die Performance eines Jürgen Klauke, Cindy Shermans Rollenspiele bis hin zu Yasumasa Morimuras kunsthistorischen Reflexionen über Portrait wie Pose – mit allen scheint sie in unbewusster, bildlicher Analogie. Martina selbst wirkt beinahe wie ein Archiv, ein Anachronismus, der sich kontrastierend zu den zentrierten Datumsangaben ihrer travestierten Serien verhält. Zeit ist für sie kein Hindernis, keine Grenze und so hintergeht sie die eigenen Datierungen ihrer Selbstportraits mit Beginn im Januar 1988, reist modisch zurück zu den farbenfrohen 60’s und 70’s und verschränkt Vorstellung mit Wirklichkeit – immer in Verfolgung des Bildes der einen, eigenen Identität. Einer Identität, die glaubhaft gemacht werden muss und derer sie sich in der Augenblicklichkeit ihrer Polaroids stets neu versichert. Martina existiert, ihr Leben liegt vor uns inszeniert an Körper wie Interieur. Ein Leben wie eine Chronik, durch Album und Aufnahme. Ein Leben in Monaten und Tagen.

Philipp do Brito

Der Vortrag wird in deutscher Sprache gehalten.

Saturday, 25 January 2014

Michèle Laird on Art Brut, GALERIE SUSANNE ZANDER, Martina Kubelk, Type 42 /// ART-FOLIO

Martina Kubelk, untitled, polaroid 10,5 x 10,5 cm, 1988-1995, Courtesy Delmes & Zander / Galerie Susanne Zander



Art brut joins market frenzy 


Michèle Laird on the art market frenzy around Art Brut, on Galerie Susanne Zander, Type 42 & Martina Kubelk

As art brut hits a popularity high and finds its way into contemporary art museums and galleries, experts and collectors debate on the dangers of success and the strategies to still find new art brut artists. (...)

Whereas art brut museums (see list) tend to remain outside the art mainstream, galleries are doing everything they can to get in. They need to sell, after all.

For the past 25 years, Cologne gallery owner, Susanne Zander, has been a tireless discoverer of art brut, which she considers should be appreciated alongside contemporary art. She and her gallery partner, Nicole Delmes, like to borrow the term “conceptual outsiders” from NY Times critic, Roberta Smith, to describe the conceptual mono-manias of artists who work obsessively in single mediums, creating a complete world of their own with their art.

Zander suggested in a phone interview that outsider art is gaining ground in response to the virtualization of the world. “In a digital era, people are searching for roots, for authenticity” she said, adding that she spends more than half her time searching for art that she qualifies as strange.
“You can show me 1’000 works, and I’ll immediately be able to single out the important ones,” she said.“The stranger the work, the greater the possibility for me to step inside and see the world from the perspective of the artist, even if only for a few moments,” Zander said.

Judging by the artists they show, Zander and Delmes have a penchant that goes beyond art brut, if we are to look at the highly erotic fantasies of William Crawford, a San Francisco prisoner in the 1990s (see on Joshua Bellow’s art blog) or their upcoming show dedicated to an anonymous cross dresser who photographed himself over seven years under the identity of Martina Kubelk: Clothes – Lingerie.

An intense solitude is perhaps the common point between the individuals who used artistic expression to escape into the worlds they created.
Other examples include Horst Ademeit’s “secret universe”, which is revealed through the obsessive documenting of his surroundings, or the Polaroids of TV stars by the mysteriously identified Type 42 (Anonymous), whose work has just been acquired by the Elysée museum.

A collection of 950 Polaroid’s by an unidentified author was discovered in New York in the Spring of 2012. Probably taken between 1969 and 1972, the fleeting moments of television and movie stars -captured before the advent of video – indicate the obsessive nature of the photographer. The Elysée Photography Museum in Lausanne has recently made an important purchase from the collection, further blurring the frontiers between outsider and established art.

In Zander’s view, there hasn’t been a significant shift in the art market; her collectors are still the same as before. She notes, however, “that the public is much more interested”. Outsider art should not be treated differently, she insists: “It doesn’t belong on dark walls.”

Read the complete article HERE!

ART-FOLIO by Michèle Laird
www.art-folio.ch


Type 42 (Anonymous), untitled (ALI MACGRAW), polaroid 8,3 x 10,8 cm, Courtesy Delmes & Zander / Galerie Susanne Zander

Thursday, 16 January 2014

Südkurier online über "wahnsinn sammeln" // Museum im Lagerhaus, St. Gallen

KARL HANS JANKE, untitled, mixed media on paper, 30 x 41 cm

Überraschende Sichtweise

Artikel (28.12.2013) von Florian Weiland erschienen auf www.suedkurier.de

"(...) Dass sich Gerhard Dammann als Psychologe besonders für Kunstwerke interessiert, die von Menschen mit psychischen Problemen gemalt wurden, passt ins Bild. Denn dass die Outsider Art, für die der französischen Künstler Jean Dubuffet auch den Namen „Art brut“ prägte, lange Zeit nahezu ausschließlich Psychiater interessierte, wird in der Ausstellung ausdrücklich thematisiert. In den psychiatrischen Anstalten wurde diese Kunst vor allem zu diagnostischen Zwecken gesammelt, glaubte man doch, in der Kunst Geisteskranker Hinweise auf bestimmte psychopathologische Merkmale zu entdecken. Eine der prominentesten Sammlungen baute der Heidelberger Mediziner Hans Prinzhorn auf. Fünf Bilder aus seiner Sammlung gelangten 2012 in den Besitz Dammanns.

Die Ausstellung in St. Gallen setzt unterschiedliche Schwerpunkte, die es erlauben, einen guten Überblick über die Vielseitigkeit der Außenseiterkunst zu gewinnen. Einem Block mit Arbeiten älterer, inzwischen verstorbener Künstler, die heute als Klassiker der „Art brut“ gelten, stehen aktuelle Beiträge gegenüber. Auch sie wurden von Menschen mit besonderen Lebensumständen geschaffen, wie etwa Michel Nedjar, der aus Lumpen, Plastiksäcken und einem Schuh eine eigenwillige Fetischfigur kreiert hat. Sie scheint verwandt zu sein mit den faszinierenden Gestalten, die der 2012 verstorbene Franz Huemer aus alten knorrigen Wurzeln geschnitzt hat. Akribisch und mit einem gehörigen Maß von Pedanterie geht Martin Erhard ans Werk. Auf mehreren zusammenhängenden Zeichnungen entwirft er eine fiktive, aber genau kartografierte Landschaft, durch die eine Eisenbahnlinie führt. Die Chinesin GUO Fengyi stellt ein rosafarbenes Engelswesen vor, das in Janko Domsics gelben Engel – eine Zeichnung mit Filzstift und Kugelschreiber – seinen Gegenpart findet.

Die Außenseiterkünstler konfrontieren uns immer wieder mit überraschenden Sichtweisen. Einige Arbeiten bestechen mit ihrem (pseudo)wissenschaftlichen Anspruch. So schildert Karl Hans Janke den „Werdegang der ersten Lebewesen“, während Jean Perdrizet Multiplikations- und Additionstafeln präsentiert. Das Prinzip der Wiederholung kennzeichnet die Beiträge mehrerer Künstler, die verschiedene Motive wie Grammophone, Reiter oder Bänke schier endlos aneinanderreihen. Jean Dubuffet schätzte die Ungezwungenheit der Außenseiterkünstler. Sie leben in ihrer eigenen Welt. Eine oft höchst eigentümliche Welt, an der sie uns mit ihren Bildern teilhaben lassen. August Walla, ein Patient der bekannten psychiatrischen Klinik in Gugging, bastelt zum Beispiel einen „Zauberschlüssel“ aus buntem Dosenblech. Er soll, wie ein kleiner, handgeschriebener Zettel erklärt, das Tor zur Ewigkeit aufschließen und ihn als Talisman vor Unglück schützen."

www.suedkurier.de
www.museumimlagerhaus.ch

Wednesday, 15 January 2014

HORST ADEMEIT /// Cahier No 22




HORST ADEMEIT in the current edition of CAHIER No 22, Januar - April 2014

HORST ADEMEIT
in Cahier No 22, Januar - April 2014

www.cahier-online.de

Tuesday, 14 January 2014

HORST ADEMEIT at Galerie Gebr. Lehmann, Dresden

HORST ADEMEIT, untitled, 24.06.1994, inscribed polaroid, 11 x 9, Courtesy Delmes & Zander / Galerie Susanne Zander

HORST ADEMEIT
POLAROIDS 

Galerie Gebr. Lehmann

21.01. - 15.03.14
Opening 18.01.14 14-21h

"For nearly 20 years Horst Ademeit (1937 - 2010) devoted his chronological diary to document the influence of cold rays on his living environment in Düsseldorf-Flingern. The edges of the Polaroids are furnished by microscopically small handwriting, remarks, observations and theories about what is depicted in those photographs and what is not. The artist placed measuring equipment such as thermometers, Geiger tubes, hygrometers and compasses as well as groceries on daily newspapers and tried to visualise the influence of the rays on himself but also on his surroundings. In this photographs Ademeit captures every condition visually, notes his subjective observations such as smells and noises and links them to the events of world politics he finds in daily newspapers or hears on the radio.

On his photographs he notes the locations of cars and the duration of parking, abandoned bicycles or building sites show the influence of rays as well as the behaviour of spiders in his apartment or his neighbour’s turtles in the backyard. The animals’ behaviours are being observed and evaluated. The artist himself describes his work as an original form of registration; he is taking photographs of facts in order to protect himself. (...)"


Galerie Gebr. lehmann
Görlitzer Str. 16
01099 Dresden
www.galerie-lehmann.com

Saturday, 11 January 2014

"Click, Click" /// MIROSLAV TICHY at VAN HORN, Düsseldorf

MIROSLAV TICHY, untitled, mixed media on photography, 17,8 x 13 cm, Courtesy Delmes & Zander / Galerie Susanne Zander

"Click, Click"
RAPHAEL DANKE & MIROSLAV TICHY
18.01. - 28.02.2014

Opening Friday 17, 2014
VAN HORN, Düsseldorf

"Der Titel der Ausstellung entstammt dem Click, Click, das der Exzentriker, Multimillionär und Surrealist Edward William Frank James ausstieß, wenn er einen speziellen Moment in seiner Erinnerung festhalten wollte.

Raphael Danke erkannte seine Verwandtschaft mit Tichy, nachdem er bei einem Sammler eines seiner Werke unmittelbar neben einer Fotografie von Tichy installiert sah. Daraus entwickelte er seine Ausstellung bei VAN HORN. Beide Künstler behandeln die Qualität der Zerstörung und der Schönheit. Hierbei geht es ihnen nicht um ein ‘perfektes Bild’, sondern um das Sehen und Festhalten eines Eindrucks, der keineswegs durch technische Perfektion besticht. Sowohl in thematischer als auch in technischer Hinsicht weisen Tichy und Danke Parallelen auf, die eine gemeinsame Ausstellung nahelegen. (...)

Frauen bilden das zentrale Motiv im Schaffen beider Künstler. Jahrzehntelang fotografierte Tichy Frauen in alltäglichen Situationen in der tschechischen Stadt Kyjov. Auf diese Weise ergeben sich natürliche, ungestellte Szenen mit immanenten voyeuristischen Anklängen. Durch die technische Imperfektion zeigen die Bilder eine individuelle Form der weiblichen Schönheit, die sich oftmals zwischen Traum und Realität zu bewegen scheint.
Einen ähnlichen Effekt erzielt Danke, indem er sich einzelner Seiten aus Modezeitschriften bedient, auf denen hauptsächlich weibliche Modelle zu sehen sind. Diese hinterleuchtet er und fotografiert sie ab. So verschmelzen Rückseite und Vorderseite des Magazins auf einer Ebene miteinander. Darüber hinaus arbeitet Danke mit Collagen, deren Ausgangsbasis ebenfalls Modezeitschriften sind. Es entstehen abstrakte Formen und Architekturen, die den ursprünglichen Körper zum rätselhaften, ungegenständlichen Objekt werden lassen. Dankes Arbeiten sind als surrealistische Kommentare auf die zeitgenössische Modeindustrie zu verstehen, durch deren Produktmaschinerie ein verzerrtes Körperbild und konsequent eine neue Form und Qualität von Fetisch generiert wird. Danke wird in der Ausstellung zudem zum ersten Mal seine “Beinskulpturen” zeigen, die direkten Bezug auf Tichys Fetisch nehmen."

www.index-magazin.com
www.van-horn.net

Thursday, 9 January 2014

"artist unknown #1: Martina Kubelk" at GALERIE SUSANNE ZANDER, Cologne

Martina Kubelk, untitled, Polaroid (8,3 x 12,5 cm) from the photo album "Martina Kubelk. Kleider - Unterwaesche" (MartinaKubelk. Dresses - Lingerie), 1988 - 1995, consisting of 365 Polaroids and 23 Vintage Prints, 32 x 27 x 8 cm, Courtesy Delmes & Zander / Galerie Susanne Zander


artist unknown #1:
Martina Kubelk

17. January - 8. February 2014
Opening: Friday, 17.01., 6 - 9 pm

A photo book containing over 380 photographs, mostly Polaroids. On the cover the following title to be read: Martina Kubelk: Clothes – Lingerie. Shown are images of a man in women’s clothes, photographed between January 1988 and July 1995. These self-portraits grant insight into the private world of Martina Kubelk. Ruffled dresses, Latex underwear, a portrait of the parents on the wall, a cat poster, leather couches, 1970s wallpaper, and the focus on Martina, who photographs herself over a period of seven years in various outfits with a self-timer. That is all that is known about the artist.
With this show Galerie Susanne Zander opens an exhibition trilogy that presents works by artists about whom little or nothing is known. Here, the quality and autonomy of the artistic work itself is the focus. There are no artists’ curricula vitae, the viewer is solely and immediately confronted with the work.

Anonymity is no novelty in art history: In pre-history, the anonymous artist was the rule. Works were rarely signed. In the case of the Old Dutch Masters artists were given representative “emergency names” and assigned to catalogs of works based on their style alone. It was the first attempt to give the artist who formerly was considered anonymous an individual personality and to acknowledge his autonomous mastership and style. The “Master of the Saint Bartholomew Altarpiece” (Alte Pinakothek, Munich) or the “Master of Flémalle” (Städel Museum, Frankfurt/Main) are well-known examples. Not until the modern age with the emergence of a bourgeois society, liberated from church and nobility, was the identity and role of the artist newly defined. The personality cult, characterized by the term genius, began to be cultivated as a brand name; biography became an integral part of the myth of the artist.

With the exhibition trilogy “artist unknown” the gallery probes new borderline areas of art and underscores the conceptual approach of so-called outsider art.

In the context of the exhibition, Philipp do Brito will present a lecture under the title “Martina Kubelk – A Life in Days” on 7 February 2014 at 7 p.m. at the gallery.

Martina Kubelk, untitled, Polaroid (8,3 x 12,5 cm), Courtesy Delmes & Zander / Galerie Susanne Zander